Achtsamkeit: Kinder als beste Ratgeber für ein Leben im Jetzt

Vereinfacht gesagt ist Achtsamkeit die Kunst im Moment vollständig gegenwärtig zu leben. Oder anders ausgedrückt: Im Jetzt präsent zu sein.

Die besten Ratgeber dafür sind Kinder.

Seit meine Schwester drei kleine Mädchen hat und ich viel Zeit mit ihnen verbringe, bin ich fasziniert von ihrer Lebensweise. Sie verstehen es wie keine anderen ganz im Jetzt zu sein. Sie vergessen alles um sich herum, sind völlig bei sich und dem, was sie tun. Sie sind aber auch extrem wach und gehen spontan auf ihre Bedürfnisse ein. Haben sie keine Lust mehr auf ihr Bilderbuch, geht es auf zum nächsten. Haben sie Hunger, unterbrechen sie Ihr Werkeln und hüpfen in die Küche. Hören sie einen Flieger, rennen sie ans Fenster und betrachten ihn mit Spannung. Vernehmen sie einen Traktor, zeigen sie mit dem Finger ans Ohr und lauschen fokussiert dem vorbeiziehenden Geräusch.

Wir Erwachsenen hingegen haben es verlernt aufmerksam im Jetzt zu sein und unsere Gedanken, aufkeimenden Gefühle, Sinneseindrücke und Körperregungen wahrzunehmen. Wir haben es versäumt unser Leben ganz in der Gegenwart zu bewohnen. Wir grübeln in Vergangenem oder Befürchtungen der Zukunft, betäuben uns mit Fiktion, Medien oder Social Media. Wir beschäftigen uns mit Freizeitaktivismus oder den unterschiedlichsten Arten von Optimierungsmöglichkeiten. Dies alles führt zu einem Lebensgefühl der Entfremdung und Abkoppelung - von sich selbst, aber auch von anderen Menschen und unserer Umgebung. Unsere gesamte Gesellschaft ist charakterisiert durch diese Kultur der Entfremdung.


Achtsamkeit möchte uns darum mit unserem ganzheitlichen Erleben im Jetzt verbinden. Mindfulness, wie Achtsamkeit auch genannt wird, ist also eine Form, sich wieder verbunden zu fühlen im gegenwärtigen Moment. Mit seinen Gedanken und Gefühlen, aber auch mit seinem Körper oder seiner Umgebung.

Achtsamkeit nimmt wahr, was ist. Was wir sehen, hören, riechen, denken, fühlen oder im Körper erleben. Wer lernt auf diese Weise bei sich zu sein, fühlt sich lebendiger, echter und wacher. Wer lernt seinen Körper wieder wirklich zu bewohnen, fühlt sich gesunder und ganzer. Wer lernt in seinem eigenen Lebensrhythmus und seiner eigenen Geschwindigkeit zu leben, wird zufriedener. Wer lernt seine guten Gefühle in sich wieder zum Leben zu erwecken, wird leichter. Achtsamkeit führt wissenschaftlich belegbar zu mehr Lebensfreude und Zufriedenheit.

Ein aufgewecktes 4-jähriges Mädchen, das kürzlich mit seiner Mama bei mir zu Besuch war, hat mich total umgehauen. Sie war der Achtsamkeits-Experte schlechthin. Lily - wie ich sie nenne - erfreute sich total an meiner kleinen, hölzernen Kuh. An ihrem Kopf ist eine spiralförmige Feder befestigt, so dass man sie aufhängen könnte. Lily beäugte die Kuh aufmerksam und berührte immer wieder andächtig ihre sich weich anfühlende Feder. Schliesslich sagte sie: „Das gibt mir ein soooooooo gutes Gefühl!“ - Ich war platt. Wann war ich das letzte Mal so achtsam im Jetzt und habe bewusst wahrgenommen, ob mir etwas ein gutes oder schlechtes Gefühl gibt?

Von Kindern lernen wir achtsam zu sein - völlig im Jetzt verankert. Beobachten Sie sie! Wählen Sie sie als Ratgeber.



🌿 Achtsamkeitstraining:

Fragen Sie sich in regelmässigen Abständen über den Tag verteilt: Was für ein Gefühl gibt mir das, was ich gerade tue?

Ich fühle mich __________________ .

Nehmen Sie Ihr Empfinden einfach nur wahr. Lassen Sie die Bewertung des Gefühls vorbeiziehen.


Quelle:

Mischke Reeds, Manuela. 8 Keys to Practicing Mindfulness, New York: Norton, 2015.

 
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Hokuspokus oder hilfreich: Was bringt Achtsamkeit wirklich?