Zurück zum Körper: Wie Sie Körper und Geist in Einklang bringen
Den Körper und Geist in Einklang bringen. Solche und ähnliche Aussagen hört man in letzter Zeit immer mehr. Auf Google ist es ein häufig gesuchtes Keyword. Gerade in spirituellen und meditativen Gemeinschaften, Wellness- und Gesundheitsbewegungen oder somatischen Coaching- und Therapieformen ist es ein zentrales Anliegen. Im Alltag der meisten Menschen ist es jedoch noch nicht angekommen.
Ich zähle mich selbst zur letzten dieser drei gesellschaftlichen Gruppierungen und habe die Kraft des somatischen Ansatzes und damit der Verbindung von Körper und Geist als Coachin und aufgrund meiner eigenen Krankheitsgeschichte auch an mir selbst erfahren. Was aber hat es damit auf sich, den Körper und Geist in Einklang zu bringen?
In diesem Artikel möchte ich anhand unserer Einstellung zum und unseres Umgangs mit dem Körper spiegeln, wie wir uns von unserem Körper entfremdet und die Verbindung von Körper und Geist verloren haben. Anschliessend möchte ich einen Weg zurück zum Körper aufzeigen, damit wir wieder im Einklang mit Körper und Geist leben können.
Wie wir Einklang von Körper und Geist verloren haben
In vielen antiken Kulturen hat man Körper und Geist als Einheit gesehen, was sich in der Lebensweise widerspiegelt hat. Mit anderen Worten: Man hat den Körper mit dem ganzen Spektrum der inneren Welt - wie Gefühlen, Verstand, Denken, Erinnerungen oder Bewusstsein - verbunden und ebenbürtig behandelt.
Wir hingegen leben in einer entkörperlichten Kultur, haben uns von unserem Körper abgetrennt. Das ist zwar schwer vorstellbar in einer vom Körperkult, Fitness und Wellness geprägten Gesellschaft. Aber betrachten Sie einmal unsere Einstellung zum Körper, dann werden Sie unsere Entfremdung von ihm verstehen.
Unsere Einstellung zum Körper …
… ist hierarchisch
Wir haben gelernt unseren Verstand, Willen und unser Denken über unsere Körperempfindungen zu setzen und lösen Probleme mehrheitlich mit kognitiven Mitteln. Kennen Sie das? Wenn es um Entscheidungen geht, machen Sie eine Pro- und Kontra-Liste. Wenn Sie ein Problem haben, analysieren Sie die Details, um denkerisch auf eine Lösung zu stossen. Falls Sie Coaching oder Therapie in Anspruch nehmen, gibt es ein kognitive Gesprächssitzung. Auch die Schule ist immer noch geprägt von Frontalunterricht oder alternativen pädagogischen Unterrichtsformen, die alle auf der kognitiven Ebene funktionieren.
Geprägt hat dieses hierarchische Verhältnis zum Körper der Philosoph René Descartes (1596-1650). Er vertrat die Auffassung, dass der Geist von den Angelegenheiten des Körpers getrennt sei und dass das Denken als oberste Instanz den Körper steuere. Seine Aussage „Cognito ergo sum“ - ich denke, also bin ich - zementierte die unterlegene Auffassung des Körpers.
… ist funktional
Unsere Einstellung zum Körper ist aber nicht nur hierarchisch, sondern auch funktional. Durch den Stress, den Leistungsdruck und die konstante Reizüberflutung, welchen wir täglich ausgesetzt sind, betrachten wir den Körper als ein Werkzeug, das funktionieren muss. Wir sehen den Körper nicht als ebenbürtigen Partner, sondern als ein Problem, das es zu optimieren gilt. Der Körper muss fitter, schöner, gesunder und leistungsfähiger sein. Er muss helfen, Ziele und Visionen zu erfüllen. Unsere Beziehung zu unserem Körper ist funktional, Mittel zum Zweck.
Diese hierarchische und funktionale Einstellung zum Körper hat logischerweise enorme Auswirkungen auf unseren Umgang mit ihm.
Unser Umgang mit dem Körper …
… ist vernachlässigend
So erstaunt es nicht, dass wir unsere körperlichen Bedürfnisse vernachlässigen und oft nicht oder viel zu spät wahrnehmen. Es scheint ganz normal, dass wir zu wenig Pause machen, es unterdrücken aufs Klo zu gehen, vom einen Ort zum anderen stressen, das Mittagessen runterschlingen, zu spät ins Bett gehen, zu viel oder zu wenig oder zu unregelmässig essen, zu lange Social Media konsumieren, zu viel arbeiten, etc. etc. Der Körper kann sich zwar schon lange melden, aber wir hören nicht hin oder verstehen seine Sprache nicht.
… ist missbräuchlich
Ich würde sogar sagen, dass unser Umgang mit dem Körper nicht nur vernachlässigend ist, sondern sogar missbräuchlich. Das Wort „Missbrauch“ sagt es schon, wir miss-brauchen den Körper. Das heisst, wir gehen mit dem Körper nicht gemäss seinem Wesen um.
Hier ein Beispiel von einer jungen, sehr intelligenten Frau, die an einem Burnout (Erschöpfungsdepression) erkrankt war. Sie erklärte mir, wie sie neben Muttersein und Arbeit ihr Doktorat absolvierte. Schon bald meldete sich ihr Körper mit Symptomen wie Schlaflosigkeit, Stress und Darmproblemen, welche sie aber alle ignorierte bis das Doktorat abgeschlossen war. Anschliessend erkrankte sie. Ihre Worte berührten mich. Sie sagte zu mir: „Weisst du, dieser Weg ist doch meine Berufung! Darum habe ich weitergemacht!“ Der Drang die sogenannte Berufung, Ziele oder Visionen zu erfüllen, kann so gross sein, dass der Wille alle Körperempfindungen ausklammert bis zur totalen Erschöpfung und der Körper seine Sprache unüberhörbar machen muss.
Ich kann mit dieser jungen Frau sympathisieren. Auch mein hierarchischer und funktionaler Umgang mit dem Köper waren so stark, dass ich ihn knebelte bis zur Erkrankung. Ich war Meisterin darin, Bedürfnisse nicht oder viel zu spät wahrzunehmen. In Entscheidungen hatte mein Wille das letzte Sagen. Kurzum: Während der meisten Zeit meines Lebens, lebte ich von meinem Körper entfremdet und dieser funktionierte trotz Misshandlung über weite Strecken gut. Bis er eben streikte.
Klar, die meisten Menschen erleben eine abgeschwächte Form des hierarchischen und funktionalen Umgangs mit dem Körper. Dieser meldet sich vielleicht mit Bluthochdruck, Kopfweh, Migräne, Verspannungen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Entzündungen oder Unruhe. Alles Folgen von unserer Einstellung und unserem Umgang mit dem Körper.
Kehren Sie zum Körper zurück und bringen Sie Körper und Geist in Einklang.
Wie wir Körper und Geist in Einklang bringen
Ich hoffe, Ihnen ist beim Lesen klar geworden, dass wir von unserer entkörperlichten Lebensweise heilen und unseren Körper und Geist wieder in Einklang bringen müssen. Dafür braucht es eine Reise zurück zum Körper mit einer neuen Einstellung zum und einem neuen Umgang mit dem Körper.
Unsere neue Einstellung zum Körper …
… ist gleichwertig
Unsere erste Veränderung betrifft die hierarchische Einstellung zum Körper. Es braucht eine bewusste Entscheidung, den Willen, das Denken und den Verstand auf gleiche Stufe zu stellen wie den Körper, ihn zu befreunden und ihm die Erlaubnis zu geben gleichwertig zur Sprache kommen zu dürfen.
„Betrachten Sie Ihren Körper darum als ebenbürtigen Partner, mit dem Sie in Beziehung stehen und mit dem Sie kommunizieren können.“
… ist freundschaftlich
Der zweite Schritt ist die Zweckbeziehung aufzulösen und den Körper nicht mehr funktional, sondern freundschaftlich zu betrachten. Um eine echte Freundschaft mit dem Körper zu haben, muss man sich irgendwie auf ihn einlassen, ihn wahrnehmen, ihn sehen, hören, riechen, fühlen, mit ihm reden, ihn ernst nehmen, mit ihm verbunden sein, ihm vertrauen, ihn gern haben, ehren und wertschätzen. Alles ohne Ziele wie Selbstoptimierung und Leistungssteigerung.
Als ich einmal am Joggen war, fiel mir auf, dass ich eine neue Haltung dem Sport und meinem Körper gegenüber wollte. Leistungssteigerung, Mittel zum Zweck hatte für mich den Sinn verloren. Sehr erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Leistungssport für einen Grossteil meines Lebens eine wesentliche Rolle spielte. Ich merkte, dass ich mich bewegen, wollte, um mich wohl zu fühlen in meinem Körper und nicht mehr, um fitter und leistungsfähiger zu werden. Für mich war das eine wunderschöne Erkenntnis und Anzeichen dafür, dass sich meine Einstellung dem Körper gegenüber wirklich begann zu verändern.
… ist identitätsbewusst
Der dritte Schritt ist den Körper identitätsbewusst zu sehen. Das heisst: Wir sind Körper, genauso wie wir auch Geist sind. Ein wundervoller Arzt sagte mir einmal: „Frau Diehlmann, alles ist körperlich.“ Wenn wir dies verstehen lernen, können wir den Körper gar nicht mehr minderwertig und funktional behandeln. Wenn wir Körper sind, dann muss er wichtig sein und eine Würde in sich tragen, die es zu ehren gilt.
Wenn wir Körper sind, dann ist er aber auch Teil unseres echten Selbst. Eine gesunde gleichwertige und freundschaftliche Beziehung mit unserem Körper ist Ausdruck davon, dass wir in unserem unverfälschten Selbst leben. Ein verkörpertes Leben, den Körper wirklich zu bewohnen, ist nicht ein Hindernis, sondern die tiefste Form von Lebendigkeit - die tiefste Form mit sich selbst verbunden zu sein.
„Die Reise zurück zum Körper ist darum auch eine Reise zurück zu uns selbst.“
Unsere neue Einstellung dem Körper gegenüber ist also eine gleichwertige, freundschaftliche und identitätsbewusste Partnerschaft.
Neuer Umgang mit dem Körper
Diese neue Einstellung zum Körper geht Hand in Hand mit einem neuen Umgang mit ihm. Veränderung geschieht erst dann, wenn die neue Einstellung erlebbar wird; wenn sie sich verkörpert. Die neue Einstellung zum Körper bildet zwar neue neuronale Verknüpfungen und Bahnen im Gehirn, aber erst der neue Umgang mit ihm stärkt diese und macht wirkliche Veränderung möglich.
Ich habe mich über die Jahre intensiv mit mir selbst auseinander gesetzt. Mich interessierte, wie ich tickte und ich hatte genug Leidensbereiche, die Aufmerksamkeit erforderten. Obwohl ich mit Imaginationen (mentalen Bildern) arbeitete und meine Lebensbereiche sehr gut analysierte, half es mir schliesslich vor allem, mich besser zu verstehen. Und das ist bestimmt schon viel und ein wesentlicher Schritt, um zu heilen. Aber um wirklich aus Mustern auszubrechen und einen Durchbruch in der Verhaltensweise zu erleben, brauchte es mehr als Denken und Analysieren. Es brauchte eine neu-erlebte Beziehung mit meinem Körper. Den Körper als ebenbürtigen, freundschaftlichen und identitätsbewussten Partner zu behandeln ist also entscheidend, um wirklich zu heilen von der entkörperlichten Lebensweise.
Aber wo können Sie nun beginnen? Was sind Möglichkeiten, wie Sie Körper und Geist wieder in Einklang bringen?
Hier ein paar Vorschläge:
Lassen Sie sich auf den Körper ein
Als erstes braucht es einfach die Entscheidung, sich auf den Körper einzulassen. Irgendwo anzufangen. Es braucht Mut, sich auf neue Wege einzulassen. Ich selbst fand es lange nicht nötig, dem Körper die Aufmerksamkeit zu geben, die er braucht. Erst während meiner Krankheit rückte der Körper erzwungenermassen in den Fokus. Aufgrund der körperlichen Beschwerden hatte ich das Vertrauen in ihn verloren und ich musste langsam, langsam lernen, dass Körper und Geist eine Einheit sind, die unabhängig von einander nicht funktionieren. Warten Sie nicht so lange. Beginnen Sie vorher, dem Körper die Aufmerksamkeit zu geben, die ihm gebührt. Lassen Sie sich auf ihn ein. Hören Sie ihm zu.
Sie können zum Beispiel damit starten, Ihren Atem zu beobachten. Der Atem gilt als Brücke zwischen Körper und Geist, weil er sowohl bewusst als auch autonom gesteuert wird.
Gehen Sie so vor:
Finden Sie einen ruhigen Ort: Setzen oder legen Sie sich bequem hin.
Nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein, denn eine aufrechte Wirbelsäule erleichtert das bewusste Atmen.
Schliessen Sie die Augen: Dies richtet den Blick nach innen und blendet Ablenkungen aus.
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Atem: Konzentrieren Sie sich auf das natürliche Ein- und Ausatmen, ohne ihn zu beeinflussen. Beobachten Sie, wie sich Ihr Brustkorb hebt und senkt; wie Sie den Luftstrom in den Nasenlöchern spüren; wie Sie einen kalten Luftstrom ein- und einen warmen ausatmen. Gehen Sie den Strömungen des Atems im Körper nach.
Bleiben Sie so lange bei der Beobachtung, wie es Ihnen wohl ist. Bewerten Sie nicht, beobachten Sie nur. Wenn andere Gedanken kommen, nehmen Sie diese einfach nur wahr und kehren zur Beobachtung zurück.
Integrieren Sie Ihren Körper in Ihren Alltag
Vor Jahren hatte ich einen Traum: Mein Mann stand in einem Hotel an der Rezeption und hat der Empfangsdame immer wieder Folgendes erklärt: „I need bodysensations! I need bodysensations!“ - „Ich brauche Körperempfindungen!“ Schliesslich bin ich aufgewacht.
Ich schilderte bereits, wie durch meine Krankheit Körper und Geist aus dem Gleichgewicht geraten sind. Der Ausdruck „I need bodysensations“ war Ausdruck einer inneren Sehnsucht, den Körper wieder zu spüren, ihn in meinen Alltag zu integrieren und wieder in Einklang mit Körper und Geist zu leben. Ich bekam Lust barfuss zu laufen, meine Hände ins feuchte Grass zu tauchen, im Regen zu tanzen, in der Unterführung laut zu singen. Solche Dinge haben mir geholfen wieder zum Körper zurückzukehren und ihn auf einfache Weise in meinen Alltag zu integrieren.
Fragen Sie sich immer wieder, was Ihr Körper braucht und versuchen Sie es ihm zu geben. Das kann ein Getränk sein, eine Dusche, Wärme, Kälte, eine Pause, ein Spaziergang usw. Versuchen Sie Ihren Körper in den Alltag zu integrieren.
Lernen Sie seine Sprache kennen
Um zu verstehen, was der Körper für Bedürfnisse hat oder wogegen er protestiert, muss man seine Sprache kennen lernen. Am Anfang fand ich das - um ehrlich zu sein - etwas lächerlich. Ich hätte falscher nicht liegen können. Haben Sie auch hier den Mut, sich darauf einzulassen.
Manuela Mischke-Reeds sagt Folgendes:
„“Der Körper braucht Raum und Zeit, um mit uns zu “reden”. Wenn wir lernen wollen, uns wirklich zu entspannen und auszuruhen, müssen wir uns in unseren Körper einstimmen, statt auf der Ebene des Denkens zu verbleiben.”“
Um die Sprache Ihres Körpers kennen zu lernen, können Sie so vorgehen:
Nehmen Sie zuerst Ihre Körperempfindungen wahr. Hören Sie hin. Wo in ihrem Körper empfinden Sie was? Am Anfang geht es gar nicht darum die Sprache zu deuten, sondern einfach nur wahrzunehmen. In meinem Körper empfinde ich oft Pulsierung auf dem Vagusnerv. Haben Sie Kopfweh, Rückenschmerzen, angespannte Muskeln, Schmerzen am Handgelenk? Haben Sie Druck auf dem Brustkorb, einen angespannten Bauch oder verkrampfte Zehen, eine flache, schnelle Atmung, Darmzittern, irgendwo ein Stechen? Nehmen Sie einfach nur wahr, was Sie spüren und machen Sie die Stelle fest in ihrem Körper, wo Sie es spüren. Im positiven Sinn gilt dasselbe natürlich auch.
Versuchen Sie anschliessend diese Körperempfindungen zu deuten. Was wollen sie Ihnen sagen? Manchmal hilft auch die Frage, was der Körper braucht. Wenn bei mir die Pulsierung auf dem Vagusnerv beginnt, weiss ich, dass ich mich mental angestrengt habe. Mein Körper will mir dann kommunizieren, dass ich eine Pause von meiner mentalen Beanspruchung brauche oder ich meine Tätigkeit ganz beenden soll. Bewegung wäre dann eine willkommene Abwechslung. Das Deuten der Körperempfindungen ist nicht so einfach und nimmt etwas Zeit in Anspruch. Ihr Körper ist ganz individuell und drückt sich mit seinen Symptomen in ganz eigener Weise aus. Aber geben Sie nicht auf, mit der Zeit werden Sie die Sprache Ihres Körpers verstehen.
Kommen Sie in Bewegung
Ein weiterer Tipp auf dem Weg zurück zum Körper ist, in Bewegung zu kommen. Ich meine damit nicht Sport zu machen, obwohl das auch gesund ist.
„Wenn alles körperlich ist, unser Leben und unsere Traumata in unserem Körper abgespeichert sind, dann brauchen viele Probleme und Entscheidungen eine körperliche Antwort. Sie müssen nicht mehr in Ihren negativen Körperempfindungen stecken bleiben.“
Dies kann beispielsweise bedeuten, dass Sie, wenn Sie bei mentaler Arbeit müde und schwer geworden sind oder am Morgen nicht in die Gänge kommen, auf einen Spaziergang gehen und so in Bewegung kommen. Es kann aber auch sein, dass Sie, wenn eine Person Sie mit ihren Problemen vollmüllt und Sie eine gewisse Lähmung in sich spüren, aufstehen und gehen. Wenn Sie an Ängsten leiden, kann es sein, dass Sie es brauchen zu tanzen, um die Ängste abzuschütteln.
Versuchen Sie sich zu fragen, in welcher Körperempfindungen Sie gerade stecken und welche Bewegung Ihr Körper nun braucht, um wieder zufrieden zu sein.
Schlissen Sie den Körper in Ihre Entscheidungen mit ein
Meine letzte Anregung, um wieder in Einheit mit Geist und Körper zu leben, ist, den Körper in Entscheidungen einzuschliessen. Wie ich im ersten Teil dieses Blogs geschildert habe, machen wir für Entscheidungen oft kognitive Pro- und Kontra-Listen. Es gibt aber auch eine Möglichkeit, die Weisheit des Körpers anzuzapfen, um Entscheidungen fällen zu können.
Nach meiner Krankheit hatte ich mir überlegt, wieder als Oberstufenlehrerin zu arbeiten. Während ich mich auf eine Stelle vorbereitete, hatte mein Körper angefangen zu reden. In meiner Bauchhöhle empfand ich Pulsierung und Unruhe. Meine linke Darmhälfte „zitterte“ und während den Nächten wachte ich oft auf. Ich hätte das alles ignorieren können, hatte aber mittlerweile die Sprache meines Körpers kennen gelernt. Das Zittern des Darms bedeutet in meinem Körper „Angst“, das Pulsieren in der Bauchhöhle „Stress“ und Schlafstörungen sind rote Ampeln, wenn in einem Lebensbereich ein Ungleichgewicht entstanden ist. Mein Körper kommunizierte mir also, dass er wieder Ruhe und ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung wünscht. Wie ich diesen Zustand herstellen wollte, war auf verschiedene Arten möglich. Ich entschied mich gegen die Schule, weil ich das „Nein“ des Körpers und die Freude über einen neuen beruflichen Weg als grösser empfand als alle anderen Alternativen.
Versuchen Sie auch während Entscheidungen auf das Reden des Körpers zu hören! Welche Empfindungen haben Sie? Was bedeuten diese? Was heisst das in Bezug auf Ihre Entscheidung? Pro- und Kontra-Listen sind gut und hilfreich, aber manchmal weist Ihnen Ihr Körper bereits Ihren Weg.
Fazit
Durch meine eigene Geschichte und meine Erfahrungen als Life-Coachin für echtes Sein, lernte ich die Wichtigkeit, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Mittlerweile ist das Thema wissenschaftlich zwar gut erforscht, und dennoch müssen wir eine neue Lebensweise lernen, weil die Körper-Geist-Balance noch nicht in unserem Leben und Alltag angekommen ist. Wir tun darum gut daran, unsere hierarchische und funktionale Einstellung zum Körper und unseren vernachlässigenden und missbräuchlichen Umgang mit ihm abzulegen. Lassen Sie sich auf ein neues Verständnis und einen neuen Umgang mit dem Körper ein. Denn er ist wichtig. Er ist ein gleichwertiger Partner, mit dem Sie eine freundschaftliche und identitätsbewusste Beziehung haben können. Er ist Weggefährte, Orientierungs- und Entscheidungsgehilfe. Er ist Schutz und ein sehr guter Kommunikator. Befreunden Sie ihn und kehren Sie zu ihm zurück, indem Sie sich auf Ihren Körper einlassen, ihn in ihrem Alltag integrieren, seine Sprache kennen lernen, in Bewegung kommen und ihn in Ihre Entscheidungen miteinbeziehen. Und vergessen Sie nicht, er ist Teil von Ihrem echten Selbst.
Quellen:
Scaer, Robert. „Acht Schlüssel zur Gehirn-Körper-Balance: Neurophysiologische Grundlagen einer somatisch orientierten Traumatherapie.“ Lichtenau / Westfalen: Probst, 2017.
Mischke-Reeds, Manuela. “Somatische Psychotherapie”. Probst: Lichtenau / Westfalen, 2019.